Einerseits hätte das Programm ja längst in die Amiga-Bahnhöfe einfahren sollen, andererseits passt eine solche Verspätung prächtig zum Thema - grundsätzlich muß man hier nämlich all das machen, was auch die Bundesbahn tut: Züge zusammenstellen und ordentlich durchnumerieren, Fahrpläne aushecken, den Zugverkehr koordinieren, auf das Wetter oder Unfälle reagieren, Weichen stellen, Schranken aufbauen und das Gleisnetz warten. Dazu stehen dem Bahndirektor in drei Szenarien ein rundes Dutzend Loks und 50 Sorten von Wagons (darunter allein 40 Güterwagen) zur Verfügung.
Anfangen tut man zunächst ganz bescheiden mit drei Zügen; wenn der erste Tag gut gelaufen ist, kriegt man das Paßwort für den nächsten, etwas komplexeren Level. Ja, und zum Schluß ist man Herr über zwanzig Züge.
Zuerst hängt man dabei meistens vor der Gleisübersicht rum, später verlagert sich das Geschehen dann zunehmend auf den Action-Screen, wo man das Ergebnis seiner Bemühungen dahinrollen sieht. Daneben gibt es noch ein paar Auswahlmenüs, vor allem für die diversen Wägelchen, außerdem werden Ereignisbilder eingeblendet, etwa bei Selbstmordversuchen, Autounfallen oder einem Wintereinbruch.
Derlei fahrplanerschütternde Vorkommnisse halten den Meister des Streckennetzes ganz schön auf Trab: z.B. zieht jeder kleine Anschlag durch geldgierige Erpresser unerbittlich einen Rattenschwanz von Funkmeldungen an die Lokführer, Weichen-Umstellungen, Gleisreparaturen, Einsatz von Ersatzbussen und Fahrplanänderungen nach sich.
Dabei ist man schon mit dem regulären Betrieb ziemlich ausgelastet, selbst wenn sich vieles auf Automatik (Weichen, Signale) stellen läßt. Aber die ständige Überwachung und Wartung nimmt einem halt niemand ab, und man darf selbst im grimmigsten Verspätungsfall keine Station auf der Karte auslassen - Unfälle sind ohnehin streng verboten.
Auch grafisch setzt Train It voll auf Realismus, weshalb die Infotafeln in den Bahnhöfen genauso häßlich wie in Wirklichkeit sind und die Gleisübersicht so richtig nach DB-Computer aussieht. Die Standardereignisse ("Zug fährt im Bahnhof ein") werden durch nett animierte, jedoch recht kleine Bildchen illustriert, die Sonderfall-Einblendungen kommen zwar formatfüllend, aber dafür bewegungslos daher - immerhin sind die Grafiken in den Auswahlmenüs gestochen scharf.
Die rockige Titelmusik ist nach dem Vorspann zu Ende, anschließend hört man bloß noch realistisch gemachte Geräusche. An der Maussteuerung gibt es wiederum rein gar nicht auszusetzen, schade nur, daß nicht an einen Editor zur Abänderung des Streckennetzes gedacht wurde.
Doch derlei kleine Nachlässigkeiten sollten die Bahnvorsteher unter Euch keinesfalls davon abhalten, sich diese Simulation zuzulegen - bei soviel Realismus kommt keine Modelleisenbahn mit!