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Ein moderner Landesfürst wie etwa unser Kanzler gebietet über ein ganzes Heer von Beratern und Experten - trotzdem geht oft genug etwas in die Hose! Da kann Helmut noch von Glück sagen, daß er nicht im Mittelalter regiert hat, wo man buchstäblich alles selber machen mußte...

Jedenfalls soweit man der Wirtshaftssimulation von Martin Economic Simulations glauben will, den neuesten Newcomers aus Austria. Die Zeiten waren also noch nie so ernst wie heute. Wir schreiben das Jahr des Herrn 1024, in den Süd Provinzen des Deutschen Reiches herrschen Chaos, Intrigen und Aufruhr.

Folglich erhebt sich rings um die Alpen der unüberhörbare Jodler nach einem starken Regenten der die insgesamt 23 Ländereien unter seiner Fuchtel vereinen kann - bis zu vier von Euch dürfen sich vom Ruf berufen fühlen.

Leider klaffen vorläufig viele Klafter zwischen Anspruch und Wirklichkeit, denn jeder der Bewerber herrscht zunächst nur über ein einziges dieser Lehen, noch dazu völlig ohne Adelstitel. Und schon diese beschränkte Tätigkeit fordert ihren Mann: Von kleinen Eroberungsausflügen in die Nachbarschaft über Handel mit 48 Warensorten bis hin zu Steuer-, Bildungs- oder Gesundheitspolitik muß Monat für Monat alles neu geregelt werden!

Wer sich nun an "Fugger" oder "Hanse" erinnert fühlt, liegt grundsätzlich gar nicht so verkehrt, sollte aber wissen, daß er hier quasi den VW-Bus mit einem ausgewachsenen Sattelschlepper vergleicht. Regent geht nämlich unnachahmlich ins Detail. z.B. wenn es zu entscheiden gilt, wie das Strafgesetzbuch aussehen soll.

Ferner darf man allerlei Handwerker in seine Dienste nehmen, die von ertragreichen Erz und Salzminen mit Rohstoffen versorgt werden, und überhaupt ließe sich diese Aufzählung der Seite fortführen.

Allein schon die insgesamt Sieben Disks machen deutlich daß hier tatsächlich eine ganze Ökonomie simuliert wird, die der Spieler stets mühsam im Gleichgewicht halten muß - eine Aufgabe die selbst alte Handels-Hasen vor alpinistischer Problemgebirge stellt.

Was also Komplexität und Umfang angeht, so zählt Regent in der Tat zu den unumstrittenen Regenten der Digi-Pfennigfuchser, leider gilt das nicht in gleichen Maß auch für Präsentation und Bedienungskomfort.

Zwar gibt es eine edle Luxusversion dieser österreichischen Hardcore-Simulation (Holzverpackung, Leinen und Elefantenpapier für die Anleitung), doch wären mehr und aufwendigere Grafiken sicher besser angekommen. Auch die Mischsteuerung aus Maus und Tastatur überzeugt nicht in allen Lebenslagen.

Ähnliches gilt für das manchmal etwas unklare Handbuch. Der Sound hingegen weiß mit einer hübschen Titelmelodie und heißer Sprachausgabe zu gefallen, die eher trüben FX muß man halt in Kauf nehmen.

Ob Regent also den breiten Publikumsgeschmack trifft, darf bezweifelt werden - Historiker, Buchhalter und Volkswirtschaftler, die gaaanz tief in die Materie vordringen wollen, werden mit Sicherheit begeistert sein (jn)