So ganz neu sind die Berliner aber nicht im Geschäft, hat sich ihr Chef Carsten Strehse doch bereits als Konvertierer von Ikarions "Caribbean Disaster" einen Namen unter den Amigos gemacht.
Für dieses gänzlich unter seiner Leitung entstandene Projekt scharte der ausgewiesene Cineast nun ein Jahr Lang rund 30 Leute um sich, was man dem Ergebnis auch anmerkt: Sämtliche Zahlen und Daten entsprechen in weiten Umfang der Realität im Filmgeschäft.
Inhaltlich dreht sich alles um das Bestreben von bis zu fünf Jungproduzenten (für fehlende Nachwuchs-Spielbergs springt der Rechner ein), innerhalb von maximal 20 Jahren eine Runde Milliarde Mark auf dem Konto anzuhäufen.
Der Weg zum Zelluloid-Tycoon beginnt frühestens 1985, führt über Monatsetappen, sprich Runden und endet spätestens anno 2005.
Wer ihn erfolgreich gehen will, muß beim Publikum populäre Streifen produzieren und gewinnbringend vermarkten, wobei jede getätigte Aktion eine bestimmte Menge an Zeit verschlingt.
Nachdem man sich also für eines von sechs Konterfeis nebst Firmenlogo entschieden hat, geht es in das Büro bzw. Hauptmenü, wo die Maus wahlweise an einer frei verschiebbaren Icon-leiste oder dem Mobiliar nagen darf. So oder so muß zunächst ein Drehbuch erworben werden. Der Preis hängt dabei stark von der Qualität ab; offeriert werden Skripts aus 15 Bereichen von der Komödie über den Krimi bis hin zu Sciencefiction und Horror.
Ehe man sich hier für seinen persönlichen Geschmack entscheidet, sollte man aber eine Marktanalyse über die derzeit angesagten Filmgattungen einholen – ist so was momentan nicht im Angebot, kann nämlich auch eine Auftragsarbeit an einen von 30 Drehbuchautoren vergeben werden.
Weitere Beziehungen erwirbt man durch Anklicksatz-Telefonate mit mehr oder weniger berühmten Regisseuren und Schauspielern; schon weil sich das eitle Pack u.U. weigert, unter einem Nobody zu arbeiten. Woraus nicht ganz zwanglos ergibt, daß für die ersten Produktionen nur preiswertes, aber kaum professionelles Personal zur Verfügung steht.
Stehen Autor, Regisseur und Akteure dann auf der Gehaltsliste, müssen noch je eines der sechs Studios und vier Ton-studios angemietet werden. In letzteren finden sich über 40 anwählbare Angestellte, um für den guten Ton 9von Tekkno über Soul bis hin zur Klassik) zu sorgen.
Je nach dem gewählten Genre sind nun noch zwischen sechs und zehn Qualitätspunkte auf sechs Kategorien wie Kulissen, Kostüme, Maske und Spezialeffekte zu verteilen, eher der Streifen binnen einiger Runden selbständig vollendet wird – immer vorausgesetzt, daß kein Zufallsereignis wie ein Kulissenbrand oder die Eskapaden eines Stars zu Verzögerungen führen.
In solchen Fällen mag es auch erforderlich werden, selbst ans Set zu kommen, um in Anklicksätzen Streitereien zu schlichten oder das Portemonnaie für zusätzlich entstandene Kosten zu zücken.
Ist der Film im Kasten, geht es an die Vermarktung. Dazu kann man während einer Testvorführung die Meinung namhafter Kritiker einholen ("Nur Schmierendarsteller…"), was erste Aufschlüsse über den zu erwartenden Erfolg bringt. Der hängt u.a. auch von der Altersfreigabe ab, da Mehrfachvermarktungen und der Verkauf von TV-Rechten meist nur bei familien-
Straßenfeger werden dagegen mit Trophäen, Eintragungen in die ewige Top-Ten-Liste sowie imagefördernden TV-Interviews belohnt. Un wer würde nicht gerne mal versuchen, sich in der Glotze mit diplomatischen Antworten bei der Branche und dem Publikum gleichermaßen beliebt (und nicht lächerlich) zu machen?
Am Ende jeder Runde wartet eine von 200 zumeist recht ulkigen Entscheidungen: Werden etwa sexistische Äßerungen der Angestellten toleriert, untalentierte Verwandte eingestellt oder Spendenaufrufe befolgt? Die Antworten auf solche Fragen entscheiden über das (prozentual bewertete) Image bei der Konkurrenz, der Belegschaft und in der Öffentlichkeit, was sich wiederum darauf auswirkt, ob demnächst echte Promis für die Produktionen zu ergattern sind.
Irgendwann wird man freilich nicht mehr darum herum
Eine schöne Wirtschaftssimulation also, wenn auch keine allzu schön präsentierte: Das mit 120 namentlich verballhornten VIPs und zahlreichen Statistiken aufwartende Geschehen flimmert in einem knappen Dutzend unanimierter Bilder über den Screen; auch die rockig-orchestrale Soundkulisse ist etwas abwechslungsarm – aber bis auf das dort vorhandene Intro gilt das je ebenso für die PC-Version.
Weitaus wichtiger ist ohnehin daß Der Produzent aufgrund seiner Thematik, seiner Komplexität, dem gut abgestimmten Gameplay und nicht zuletzt der komfortablen Bedienbarkeit auch langfristig zu motivieren vermag. Da hört man es gerne, daß diese gelungene Simulation demnächst auch im ECS-Kino zur Aufführung kommt! (md)