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Vor anderthalb Jahren konnte New World Computing mit diesem SF-Strategical im Stil des Brettspielklassikers "Risiko" am PC keine Bäume ausreißen - vielleicht gelingt's ja zur stillen Sommerzeit am Amiga?

Vorweg gleich der hauptsächliche Schwachpunkt dieser 1:1-Konvertierung: Das für bis zu 20 Mitspieler angelegte Game macht eigentlich nur in einem Netzwerk von miteinander verkabelten bzw. "vermodemten" Rechnern Spaß. Es gibt zwar auch Notlösungen wie das abwechselnde ziehen am selben Computer, doch ist das eben wirklich nur eine Notlösung – was in abgeschwächter Form auch für den Solokampf gegen die maximal 19 Computergegner gilt. Der Grund dafür liegt im stark "Risiko"-lastigen Konzept, auch wenn der Hersteller lieber eine Parallele zur Eroberung des Wilden Westens zieht:

Zunächst sind vom Strategen ein paar Vorarbeiten zu erledigen, die Struktur und Größe der zu beackernden Galaxis sowie die "Intelligenz" der Digi-Gegner betreffen.

Anschließend schenkt ihm das Programm einen Basisplaneten, auf dem er schon mal seine Raumschiffe zusammenbasteln kann, die er zum (rundenweise organisierten) Kolonisieren des Weltraums braucht.

Da gibt es z.B. Forschungs-, Transport- und Kampfschiffe, doch sowohl die finanziellen als auch die Rohstoffresourcen sind beschränkt, die Konkurrenz macht regelmäßig Ärger, und zu allem Überfluß ist es mit dem schlichten Erobern fremder Planeten nicht getan.

Die frisch besiedelten Himmelskörper bleiben hier nämlich so lange reine Zuschuß-betriebe, bis ihre Gravitation und die Temperatur der Atmosphäre ungefähr irdisches Niveau erreicht haben – so was kann dauern und ist manchmal sogar ganz unmöglich.

Folglich muß der erfolgreiche Kolonisator zugleich ein halber Wirtschaftssimulant sein, um die Kapital- und Rohstoff-vorräte möglichst effektiv für die diversen Forschungs-, Entwicklungs- und Bauaufgaben einsetzen zu können.

Was die technische Seite von Spaceward Ho! angeht, haben die Programmierer zumindest Humor bewiesen: Auf einem AGA-Rechner läuft ihr Game nämlich mit 256 Farben, obwohl bereits die sonst verwendeten 16 Farbtönchen mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind.

Viel mehr als gehobenes PD-Niveau sollte man sich von der Optik somit nicht erwarten, denn die diversen Raumschiffsarten sind zwar skurril gezeichnet, doch wer einmal ihre jämmerlichen Bewegungen in der Schlacht gesehen hat, wird den (auf Wunsch) separat zu öffenden Kampfbildschirm wahrscheinlich nie wieder antasten.

Extra-Screens, Menüs und Statistiken gibt‘s dafür ohne Ende, trotzdem ist die Maussteuerung absolut narrensicher – eine HD-Installation wird wegen der endlosen Ladezeiten von Disk jedoch dringend empfohlen.

Musik ist überhaupt keine vorhanden, der Lautsprecher erwacht nur zu kurzen Sprachfetzen à la "Jaaa" oder "Hüaah" zum leben.

Damit ist Spaceward Ho! Auch am Amiga eine zwiespältige Angelegenheit: Solisten werden sich alsbald mit Grausen abwenden, während Netzwerker vielleicht endlich das mehrspielertaugliche Strategical ihrer Träume finden… (C. Borgmeier)