Power Glove Reloaded logo

Die Retroszene ist ungerecht: Auf dem C64 machen seit Jahren reihenweise hochkarätige Spiele-Neuerscheinungen Spaß. Auf dem Amiga hingegen - naja! Dieses Run 'n' Gun bildet eine löbliche Ausnahme. Es weckt sogar Erinnerungen an "Turrican"!

Noch 200 Jahre, dann sind alle unsere Energieprobleme gelöst. Blöd nur, wenn dann einer der Superreaktoren ausfällt und daraufhin die Wärtungsroboter Amok laufen. Wen rufen wir also zur Rettung? Na klar: Den Jump ā€˜nā€˜ Run-gestählten. Helden namens Powerglove mit seinem Energieblitze verschießenden Superhandschuh.

Mit Unterstützung des Spielers eilt der Held durch eine 2D-Plattformanlage und sucht sechs Kontrolldiamanten die in Summe einen Reset auslösen. Es gilt eine Vielzahl teils statischer, teils in alle Richtungen scrollender Räume zu durchqueren, von Plattform zu Plattform zu springen und den durchgedrehten Robotern auszuweichen.

Blindes Durchrennen führt unweigerlich ins Verderben, denn die Roboter stehen unserem Handschuh in Feuerkraft in nichts nach. Allzu leicht gerät an ins Kreuzfeuer und büßt einen der kostbaren Schildpunkte ein. Ersatzleben gibt es nicht, oder wie die Kids in 2019 sagen: yolo, you only live once.

Immerhin parken viele Gegner an Ort und Stelle und Schließen im Rhythmus, so dass man sie im richtigen Moment ins maschinelle Jenseits befördern kann. Einen kühlen Kopf zu bewahren ist elementar, denn ein falscher Schritt führt schnell in den Abgrund, insbesondere, da die Masseträgheit hier ein gewichtiges Wort mitredet und präzise Stops eine Herausforderung sind.

Zum Glück hat der Held Zugriff auf eine automatische Übersichtskarte und kann stärkende Extras finden. Dass die ā€“ genau wie Schlüssel und Kontrolldiamanten ā€“ häufig von großen Bossgegnern bewacht werden, ist halt so.

Technisch gefällt "Powerglove Reloaded" mit putzigen Figuren, charmanten Kulissen, Parallaxscrolling und Partikeleffekten. Das sieht zwar noch sehr nach dem C64-Original "Powerglove" aus, ist aber flüssig animiert. Musik und Soundeffekte ergänzen das gefällige Rundumpaket.

Leider mangelt es insgesamt an Abwechslung. Die sechs großen Spielabschnitte setzen sich aus nur zwei umfangarmen Grafiksets zusammen, und auf die meisten Robotertypen trifft man bereits im ersten Abschnitt. Der Aufbau der Räume ähnelt sich immer wieder, bis hin zum kompletten Raumrecycling mit lediglich anders positionierten Robotern.

Wer die Muß zu taktischem Vorgehen mitbringt und Spaß am Erforschen hat, wird dennoch gut unterhalten. Denn das Spiel gibt sich hart, aber niemals unfair, und die Downloadversion kostet nichts. Also: Krafthandschuh rausholen und die Welt retten! (dp)