Bundesliga Manager Hattrick logo Amiga Joker Hit

Die WM hat unserem Nationalteam zwar ein schmähliches Ausscheiden, uns Zockern jedoch viel neue Fußball-Soft beschert. Das mit Abstand beste Game macht die Niederlage in den USA vergessen und konzentriert sich statt dessen auf die anstehende Bundesligasaision.

Was Werner Krahe und Jens Onnen im Auftraf von Software 2000 so alles in den Nachfolger ihres legendären "Bundesliga Manager Prof." gepackt haben, ist schon mehr als erstaunlich: Wie gewohnt leiten bis zu vier Mitspieler die Geschicke eines Vereins ihrer Wahl - ein bis vier Jahre lang oder gleich ganz ohne zeitliche Beschränkung.

Neben den zehn Schwierigkeitsgraden stehen drei Komplexitätsstufen zur Verfügung; verwaltet werden Oberliga, 1. und 2. Bundesliga sowie jetzt auch die beiden neu eingeführten Regionalligen und vier europäische Ligen, in denen insgesamt 1.800 deutsche und 720 EU-Kicker ihre Brötchen verdienen.

Die einzelnen Ballkünstler werden durch jede Menge Attribute charakterisiert, wobei neben Position, Technik oder Form sieben spezielle Fähigkeiten (Eckball, Freistoß, Zweikampfstärke, Paßgenauigkeit, Schußstärke, Schnelligkeit und Mannschaftsdientlichkeit) eine besonders wichtige Rolle spielen.

Um die Jungs auf Vordermann zu bringen, gibt es neun Trainingsschwerpunkte, außerdem darf man sie dreimal pro Jahr in eines von acht Trainingslagern schicken. Zu den vier vorgegebenen Aufstellungen lassen sich vier eigene kreieren, wofür die Spieler (fast) völlig frei auf dem Feld positionierbar sind.

Auf einer Schultafel wird dem Team die vorgesehene Taktik verklickert: Mauern, Fernschüsse, Flügelspeil, Abseitsfalle etc. Aber auch den Nachwuchs sollte man beizeiten fördern, denn gute Jugendarbeit beschert uns ja vielleicht einen neuen Lothar Matthäus.

Die Investition in Kotrainer, Arzt oder Masseur wäre ebenfalls kein Fehler, läßt sich doch durch kompetente Betreuung so manche der 30 denkbaren Verletzungen vermeiden oder zumindest schneller kurieren. Ist die Vereinskasse gut gefüllt, kann man das Team natürlich auch durch Spielerkäufe verstärken.

Die Transfers gestalten sich gegenüber dem Vorgänger wesentlich komplexer: Wer bei der Ablösesumme und dem Grundgehalt sparen muß, kann andere Interessenten am umworbenen Neuzugang eventuell durch großzügige Erfolgsprämien ausstechen - die auch bei Vertragsverlängerungen einen entscheidende Rolle spielen. Dem erfolgreichsten Manager winkt schließlich das Amt des Bundestrainers, der die Landesfarben dann mit seinen Wunschkandidaten in Freundschaftsspielen oder bei der Welt- und Europameisterschaft (inkl. Qualifikation) würdig zu vertreten hat.

Terminmäßig wird es da bisweilen ganz schön eng, denn neben den Hallenturnieren in der Winterpause müssen auch noch die verschiedenen Europapokalbegegnungen bestritten werden - der Blick auf den Kalender vermeidet peinliche Überschneidungen. Und für längere Ruhepausen bis zu den Mittwochsterminen sorgt die Vorverlegung einer Partie auf den Freitagabend; vorausgesetzt, das Stadion verfügt über eine Flutlichtanlage.

Und damit wären wir schon beim Thema Finanzen. Eine makellose Bilanz verhindert nämlich den Lizenzentzug durch den DFB, und auch das am Jahresende zuschlagende Finanzamt muß in die Kalkulation einbezogen werden. Börsenspekulanten investieren deshalb in eine der zwölf Aktiengesellschaften, wogegen Glücksspieler einen Toto-Schein abgehen dürfen. Der Verkauf der TV-Übertragungsrechte und die Werbung auf den 14 Banden sowie den Trikots sorgen ebenfalls für einen warmen Geldregen - wozu auch das bekannte Fachmagazin Amiga Joker sein Scherflein beiträgt!

Wieder loswerden kann man die Kohle u.a. beim Stadionausbau mit Überdachung, Flutlicht, Anzeigetafeln und einem gepflegten Rasen. Ein guter Zustand der Arena, Komfort und Sicherheit sorgen ebenso für hohe Zuschauerzahlen wie die entsprechende Peripherie, zu der neben der Verkehrsanbindung ein Restaurant, Kino, Clubhaus, Imbißbuden, Parkplatz und Fanshops gehören.

Dann gibt es da noch die Sportschau, unzählige Statistiken und etliches mehr; trotzdem wollen wir die Aufzählung der einzelnen Features hier abbrechen. Immerhin sollte ja noch erwähnt werden, daß die Grafik im Actionteil nicht nur äußerlich komplett überarbeitet wurde:

Die Bewegungen der winzigen Spielersprites auf dem Feld werden (im Reality-Modus) anhand der Kicker-Attribute bei jedem einzelnen Ballkontakt neu berechnet. Dadurch kommt es zwar zu kleinen Verzögerungen, jede Spielsituation ist dafür aber auch einzigartig. Bei Torchancen sind auf der Anzeigetafel statt der kommentierenden Scrolltexte animierte Szenen zu sehen, und sogar der "Laufende Ball" aus dem Ur-Bundi wurde integriert.

Im puncto Handling hat man ebenfalls noch mal eins draufgesetzt, denn die Icons dürfen wie auf der Workbench mit dem Nager frei positioniert werden, man kann Untermenüs anlegen oder Info-Fenster einblenden - in den Einstellungen läßt sich das Game zudem über sage und schreibe 141 Schalter konfigurieren. Das hört sich erschreckend kompliziert an, gestaltet sich in der Praxis jedoch überraschend simpel.

Einsteiger erleichtern sich außerdem die Vereinsführung, indem sie ungeliebte Aufgaben kurzerhand dem Rechner überlassen. Dafür, daß hier nicht nur spielerisch Musik drin ist, sorgte Altmeister Chris Hülsbeck, dazu gibt es ordentliche Sound-FX. Last but not least bietet Software 2000 die Möglichkeit an, sich nach Einsenden eines Paßfotos selbst im Programm zu verewigen; für registrierte User steht auch wieder ein Editor bereit. Und demnächst können dann via Modem über 400 Manager an gemeinsamen Hattrick-Sessions teilnehmen.

Fazit: Angesichts dieser rundum gelungenen Softwareperle stellt sich beinahe die Frage, ob jetzt eigentlich der "richtige" Fußball oder der Bundesliga Manager Hattrick die schönste Nebensache der Welt ist! (st)