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Die intern meistgestellte Frage zu dieser neuen Biker-Action war die, ob sich für ein derart halbgares Produkt zwei volle Testseiten lohnen. Aber weil ausgehungerte Zweirad-AMigos sich womöglich auf den Titel stürzen werden, ist die Entscheidung dann doch im Sinne der Ausführlichkeit gefallen.

Als das letzte wirklich spielenswerte Motorradrennen für den Amiga werden sich wohl nur noch die älteren Semester unter Euch erinnern? Richtig, es war Thalions "No Second Prize", aus dem Jahre Schnee bzw. 1992. Doch leider dürfte es NEO und den italienischen Newcomern von Light Shock nicht gelingen, mit diesem Spiel die Marktlücke zu schließen – vielmehr wird es ebenfalls bald der Vergessenheit anheimfallen. Ob heiß Öfen die Spielspaß-Kurve kriegen, hängt nämlich in erster Linie von schneller Grafik, feinem Handling und natürlich einer insgesamt guten Spielbarkeit ab.

Der schwarzen Vidper mangelt es indessen an all diesen Vorzügen, was Drumherum und Präsentationsbeiwerk hier nur ungenügend kaschieren können. So wurde laut dem Presseinfo ein "Profi der italienischen Autoren-szene" mit dem Verfassen einer netten Vorgeschichte beauftragt; dabei herausgekommen ist aber bloß ein fades Endzeit-Szenario à la Mad Max.

Das entsprechende Intro langweilt den Vollstrecker vor dem Monitor mit viel Text und einigen Standbildern, der Spielverlauf selbst sieht ähnlich düster aus. Denn zwar herrscht an sehenswerten Zwischengrafiken kein Mangel, bloß die eigentliche Optik muß man kaum gesehen haben. Es sei denn, Euch stünde der Sinn nach spärlich ausgestatteten 3D-Pisten, die mehr auf den Betrachter zu-ruckeln, als daß sie heranzoomen würden.

Ehe der Startschuß fällt, sind aber am Titelscreen einige Entscheidungen fällig: Will man auch die kleinen Zwischenmovies zu Gesicht bekommen? Soll das Bike mit dem Stick oder per zweiten Feuerknopf beschleunigt werden? Oder ist gar ein CD32-Pad zur Hand, dessen Konfiguration dann zur Disposition stünde? Sind diese Vorbereitungen erledigt, findet man sich vor einer Karte wieder, aus der ersichtlich wird, welche Teile des insgesamt 22 Abschnitte umfassenden Strecken-netzes (noch) zu befahren sind. Darüber hinaus steht hier nebulösen Worten nachzulesen, welche Gefahren im folgenden Rennen auf den Fahrer lauern.

Nur sind die Gefahren halt stets dieselben, und zu tun bleibt immer das gleiche. Man düst also im Sattel eines bewaffneten High-Tech-Motorrads über nicht sonderlich hügelige oder anderweitig abwechslungsreich gestaltete Wege und ballert dabei auf nur rudimentär unterschiedliche Fahrzeuge marodierender Kfz-Gangs.

Gelegentlich sind auch Extrasymbole zu erhaschen, die dem Piloten je nach ihrem Aussehen vorübergehend Turboschub, Unverwundbarkeit und andere unspektakuläre Sonderfähigkeiten spendieren. Ersammeltes Geld läßt sich nach jedem der rund vier Minuten dauernden Rennen gegen doppelläufige Flinten, Energiepacks, griffigere Slicks und andere Tuning-Utensilien eintauschen, doch das reißt den Lenker hier auch nichts mehr herum.

Zu grob sind nämlich die Schnitzer im Gamedesign. So ist beispielsweise wegen des gnadenlosen Zeitlimits ständiges Vollgas erste Bikerpflicht, was freilich gezielte Ausweichmanöver unmöglich macht – schon weil Gegner, Lampenpfosten und andere Hindernisse in Sekundenbruchteilen herannahen. Gut, solange der Kontakt dabei nur mit Energieabzug bestraft wird, garantiert simples Weglasern aller entgegenkommenden Objekte ein Weiterkommen.

In den späteren Abschnitten jedoch werden selbst versehentliche Ausflüge in die Pampa mit dem sofortigen Verlust des (einzigen) Lebens geahndet. Continues oder Levelcodes sucht man indessen vergebens, weshalb die Lust doch sehr schnell vom Frust überholt wird.

Und damit ist die Mängelliste leider noch nicht komplett, denn zu den spielerischen Patzern und fehlenden Innovationen gesellen sich auch noch ein paar Macken in puncto Handhabung. Der Floppybetrieb muß nämlich mit ständiger Dickwechselei erkauft werden, und die (immerhin vorbildlich bedienbare) HD-Installation müllt das angepeilte Hauptverzeichnis ohne jede Vorwarnung mit gut und gerne zwei Dutzend Ordnern zu.

Unverständlich außerdem, warum das Programm nach mindestens 1 MB Chip-RAM verlangt und sich daher ausschließlich mit Amigas der Marken A500 Plus, A600, A1200 etc. verträgt, nicht aber mit den Oldies A500 und A2000.

An der Grafik kann‘s jedenfalls nicht liegen, denn die rechtfertigt solchen Aufwand beim Speicherplatz eigentlich in keinster Weise. Denn selbst wenn die bunten Fotos auf dieser Seite ganz annehmbar aussehen mögen, prägen am Screen doch lieblose Animationen und ein eklatanter Mangel an Details das Bild.

Und hinsichtlich der Feindfahrzeuge (das Spielersprite geht in Ordnung) sei der Kommentar eines Kollegen bei der Notenkonferenz zitiert: "Die Karren sehen ja aus wie Steine!" Unnötig zu erwähnen, daß da weder die Optik-Beigaben noch die guten Sound-FX und stimmungsvollen Musikstücke aus dem Saulus einen Paulus machen können.

Und auch was die angekündigte AGA- bzw. CD-Version dieser apokalyptischen Straßenschlachten betrifft, können wir den Bikern unter Euch leider wenig Hoffnung auf spannendere Rennen machen: Das versprochene Render-Intro und etwas zusätzliche Sprachausgabe werden allein kaum genügen, damit diese Blindschleiche zur wirklich bissigen Viper mutiert. (rl)



Black Viper logo CD32 AGA Only

Chryslers gleichnamigen Roadster mit zehn Zylindern unter der Haube gibt es sicher auch in Schwarz - und damit enden die Gemeinkamseiten zu NEOs CD-getunter Motorradraserei. Denn die ist immer noch ziemlich fade.

Immerhin ist der gute Willi der Entwickler erkennbar, denn die im April getestete Floppy-Version wurde anläßlich der Versilberung etwas aufgebohrt: Auf der Schiller-scheibe fand neben hübschen Zwischen-Anims ein erweitertes Intro-Movie Platz, dessen immer noch langatmige Textpassagen die vom Kult-streifen "Mad Max" entliehene Rahmenhandlung (neuerdings auch in englischer Sprachausgabe) erzählen.

Von der postatomaren Apokalypse ist da die Rede, von marodierenden Pistenrowdies und einem einsamen Rächer auf dem Rücken eines schwerbewaffneten Turbo-Bikes – das übliche eben.

Völlig unverändert präsentiert sich das anschließende Gameplay, denn die insgesamt 22 Abschnitte des stellenweise verzweigten Streckennetzes sind nach wie vor nicht sonderlich hügelig oder anderweitig interessant. Unterwegs lasert man nur rudimentär unterscheidbare Fahrzeuge von der Straße und schnappt sich abe und an herannahende Symbole, um vorübergehend Turboschub, Unverwundbarkeit oder mehr Kapital zur Verfügung zu haben. Letzteres kann nach dem Rennen z.B. in doppelläufige Flinten, Energiepacks oder griffigere Slicks umgemünzt werden.

Doch was nützt das, wenn man wegen des Zeitlimits praktisch nie vom Gas gehen darf und die innerhalb von Sekundenbruchteilen herannahenden Objekte gezielte Ausweichmanöver somit zur Glückssache machen?

Da der ungewollte Kontakt mit Fahrzeugen, Lampenpfosten oder anderem Beiwerk zudem manchmal mit dem Verlust des einzigen Lebens statt mit Abzug von Restenergie geahndet wird und Rettungsanker in Form von Continues oder Levelcodes fehlen, ist der Frust hier quasi vorprogrammiert.

Da hilft es auch wenig, daß die Konfiguration von Ein/Zwei-Button-Stick und CD32-Pad variabel gehalten wurde, daß eine Karte über den theoretischen Fortgang der Mission berichtet oder man in nebulösen Worten über die Gefahren im folgenden Spielabschnitt unterrichtet wird.

Zumal die 3D-Grafik zwar stellenweise durchaus bunt und ahnsehnlich geraten ist, jedoch trotz AGA-Power kaum besser aussieht alsie von Oldies wie "Lotus" oder "Jaguar". Eher im Gegenteil, denn dort wurden schon vor vielen Jahren mehr Details softer gezoomt. Na, zumindest gibt die aus netten FX und stimmungsvollen (aber nicht via CD abgespülten) Musikstückchen bestehende Soundkulisse wenig Anlaß zur Klage, wodurch unter dem Strich doch vier Prozent mehr in der Gesamtwertung bleiben als noch anno Floppy.

Fazit: Ein Rennspiel, das nicht annähernd soviel Spaß macht wie eine kleine Runde im namensverwandten Superroadster – aber eben auch nicht annäherend soviel kostet, bei zumindest derzeit annähernd vergleichbarer Exklusivität. (rl)