Bemerkenswerterweise stammte die Amigaversion des Grafikspektakels "Dragon's Lair" ja ebenfalls von Readysoft: diesmal hatten sie aber ein paar Programmierer unter Vertrag, die über schöner Optik die Spielbarkeit nicht aus den Augen verloren haben. Erstaunlich, ist Wrath of the Demon doch das Erstlingswerk des kanadischen Newcomer-Teams Abstrax! Die vier Disketten sind prallgefüllt mit 15 Leveln voller butterweichem Scrolling, witzigen Animationen, passenden Musiken und einen trickfilmartigen Vorspann à la "Beast 2". Und eine Hintergrundgeschichte gibt's hier natürlich auch:
Vor vielen, vielen Jahren hatte der Hofzauberer eines fernen Königreichs einen uralten und sehr mächtigen Dämon beschworen, auf daß er ihm helfe, den König zu vernichten - der gute Mann wollte selbst gerne auf den Thron klettern. Der Dämon dachte jedoch gar nicht daran, sich um die Wünsche des Magiers zu kümmern, stattdessen zerstörte er das ganze Land samt König und Zauberer und legte sich wieder schlafen.
Die Zeit verstrich, Generationen kamen und gingen, ein neues Königreich entstand, und die Menschen vergaßen die schrecklichen Ereignisse. Da trug es sich zu, daß einer guten Fee im Traum Horden von Monstern erschienen, die sich daranmachten, das jetzt so blühende Land erneut zu zerstören. Eilends warnte sie den gerade aktuellen König vor der Gefahr, und der sandte auch sogleich einen Boten mit einem Bittbrief zu seinem besten Ritter. Doch der Dämon war mal wieder schneller und ließ den Boten durch seine Schergen niedermeucheln.
Aber es begab sich, daß just in diesem Moment ein fremder Reisender um die Ecke gebogen kam und den feige dahin-gemordeten Boten in seinem Blute liegend fand. Genauer gesagt, Boten, Blut und Brief. Den Brief brauchte er schnurstracks zum König; der versprach ihm dafür auch gleich sein liebreizendes Töchterlein, wenn er - ja WENN er doch bitte eben auch noch schnell das Königreich retten könnte, nachdem er den Brief schon so schön transportiert hat. So und damit bist Du an der Reihe...
Im Vorspann des Games darf man die Boten-Abmurksszene bewundern, schön schauerlich unterlegt mit Käuzchensschreien und Hundegebell. Sobald man sich von diesem Schrecken erholt hat und wieder unser seinem Amiga hervorgekrochen ist, kann man langsam darangehen, sich die Hand der Prinzessin zu verdienen. Die Holde sieht zwar erträglich aus, aber leicht zu kriegen ist sie nicht: 15 lebensgefährliche Landschaften wollen durchquert sein, bis man ernsthaft über eine mögliche Thronfolge nachdenken kann.
Im ersten Level reitet man einem (wunderschön animierten) Pferd von links nach rechts auf einem Schotterweg dahin. Auftauchende Hindernisse Müssen übersprungen werden, heran stürmende Flugdrachen kann man mit gezielten Faustschlägen ins Jenseits befördern. Und die von Zeit zu Zeit herumstehenden Zaubertränke sollten auch noch aufgesammelt werden, davon gibt es drei verschiedene Sorten: eine beschert den Helden drei Sekunden Unsterblichkeit, eine weitere zerstört fast alle Monster, die gerade in der Nähe sind, und die dritte bringt verbrauchte Lebensenergie sofort zurück.
Nichtsdestotrotz schafft man diesen Abschnitt erst nach etlichen Anläufen, denn die Hindernisse am Boden und die Monster in der Luft kommen mit so einem atemberaubenden Tempo daher, daß man mit äußerster Konzentration und Reaktionsschnelligkeit das Ende des Levels erreicht. Und hier geht's schließlich erst richtig los! Als nächstes stehen nämlich die ersten Schwertduelle auf dem Programm: Anfangs sind die Gegner zwar noch klein und putzig, aber in jedem Spielabschnitt werden die Biester größer und greulicher bis hin zu Monstern, die beinahe den halben Bildschirm füllen!
Außerdem müssen an einigen Stellen Schlüssel und Extrawaffen eingesammelt werden um weiterzukommen.
Die Grafik ist zwar nicht sooo atemberaubend wie etwa bei "Dragon's Lair", aber sie schlägt eine ganze Menge von dem, was sich zur Zeit so am Markt tummelt. Abwechslungsreiche Hintergründe, feinstes Parallax-Scrolling und hinreißende Animationen (es ist einfach traumhaft, wie der wackere Held von seinem Reittier fliegt!) lassen einen nur zu oft vergessen, daß man sich ja eigentlich um dieses böse Monstern kümmern sollte...
Die verschiedenen Musikstücke sind ebenfalls sehr stimmungsvoll, die Effekte dagegen ein wenig kümmerlich geraten. Bei der Handhabung sind Licht und Schatten ziemlich gleichmäßig verteilt: Die Joysticksteuerung geht grundsätzlich in Ordnung, sie ist nur manchmal ein wenig zäh. Die vier Disketten wollen natürlich auch gewechselt werden, wer ein Zweitlaufwerk besitzt, tut sich da mal wieder erheblich leichter.
Der relativ hohe Schwierigkeitsgrad verliert durch zwei ausgesprochen anwenderfreundliche Features viel von seinem Schrecken: Zum einen gibt es unendlich viele Continues (!), zum anderen kann nach dem Bestehen eines Levels der Spielstand abgespeichert werden. Alles zusammen ein wirklich brauchbares Game, das zudem nicht einmal übermäßig teuer ist. Knapp 90 Eier für so viel geballte Grafikpower plus Spielspaß - da darf man einfach nicht meckern!
(C. Borgmeier)