Logisch daß die kanadischen Entwickler an ihrem offensichtlich erfolgreichen Spielkonzept nichts Großartiges geändert haben - kein Wunder, daß Space Ace II in genau dieselbe Kerbe schlägt wie der Vorgänger. Borfs Rache sieht in der harten Amiga-Praxis daher so aus, daß sich die Fronten zwischen Pränsentations-Feinschmeckern und Spielbarkeits-Fanatikern um keinen Millimeter verschieben werden: Wer "Dragon's Lair" und Konsorten schon immer mochte, wird an diesem Game nicht vorbeikommen, wer derlei "spielbare Grafikdemos" mit Verachtung straft, wird auch Ready Softs neuestes Werk links liegen lassen. Ach, macht das doch unter Euch aus, wir werfen einstweilen einen Blick auf die Story.
Wie man das von einer Fortsetzung erwarten darf, handelt Space Ace II wieder von einem kreuzbösen Schurken, 'nem heldenhaften Helden, einer entführten Freundin und dem drohenden Untergang des Universums. Mit anderen Worten, Teil zwei der Weltraum-Saga knüpft da an, wo der Vorgänger aufgehört hat. Blondschopf Dexter hat sich zwischenzeitlich vom Kampf gegen seinen Erzfeind erholt, an dessen Ende Commander Borf unter dem Strahl seiner eigenen Infantilitäts-Kanone zu einem knuddeligen Baby mutierte. Das Leben könnte also schön sein, denn die entführte Freundin ist in Sicherheit, das Universum gerettet, und der Joystick in der Schublade.
Damit das nicht ewig so bleibt, setzen Borfs Schergen ihren Meister erneut unter die Strahlen-Wumme (merke: zweimal bestrahlt macht alles wieder heil) und schnappen sich ein weiteres Mal Dexters Mädel. Damit ist endlich wieder alles beim Alten - die Galaxis zittert vor Borf's Rache, die entführte Schönheit will gerettet werden, aus Dexter wird Space Ace und der Stick darf auch wieder aus der Schublade...
Zugegeben, noch hohler läßt sich eine Story beim besten Willen nicht stricken. Aber was Grafiker und Programmierer daraus gemacht haben, das kann sich nunmal sehen und hören lassen! Einmal mehr glaubt man vor einem Zeichentrickfilm zu sitzen, einmal mehr sprengt die Qualität der Animationen alle Dimensionen. Unterlegt ist das Spektakel mit allerfeinsten Musikstücken, genialen Effekten und zum Schreien schöner (digitalisierter) Sprachausgabe. In puncto Präsentation ist Space Ace II also fraglos ein Meisterwerk - wer hätte auch etwas anderes erwartet? Spielerisch schlafen dem Action-Freak dagegen wieder mal die Fuße ein - wer hätte auch etwas anderes erwartet?
Noch immer beschränkt sich die Möglichkeit, ins Geschehen einzugreifen, auf ein kurzes Wachlen am Joystick. In jeder der insgesamt 27 (kurzen) Szenen werden dem Spieler nur ein, zwei Bewegungen abverlangt, wenn es hoch kommt, muß man dazu auch noch auf den Feuerknopf drücken. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, heraus zu knobeln, wann und wo man am Stick zu rütteln hat, das Game ist ruckzuck durchgespielt. Da ist man fast schon dankbar, daß einzelne Szenen gelegentlich etwas zu schnell animiert sind - ehe man sich versicht und die Situation durchblickt, haben die Monster bereits ihre Schuldigkeit getan, und eines der drei kostbaren Spielerleben ist ausgehaucht. Zweifelsohne schraubt dieses "Feature" den Schwierigkeitsgrad in ungeahnte Höhen, ein Dreijähriger wird tatsächlich nicht so ohne weiteres mit Borfs Spießgesellen fertig werden!
Aber keine Sorge, Ihr Dreihjährigen, es gibt ja noch eine Save-Option. Freilich kann hier nun ein einziger Spielstand abgespeichert werden, aber das ist ja fast schon einer zuviel...
Besonders, weil die Saverei mehr als umständlich ausgefallen ist. Die Funktion wird während einer Spielszene per Tastendruck aufgerufen, sobal das Bild geschafft ist, beamt das Programm den aktuellen Spielstand auf eine Extra-Disk. Dann wieder die Game-Disk, zum Laden die Extra-Disk, anschließend die Game-Disk - ein Musterbeispiel an Bedienungsfreundlichkeit! Auch die andauernde Wechselei der fünf Scheiben ist ein wahres Vergnügen, besonders wenn man nur ein Laufwerk besitzt. Wer sich jetzt im Wisssen um seine Festplatte die Hände reibt, der hat zu früh gerieben - HD-Installation steht bei Space Ace II leider nicht am Programm. Wohl dem, der einen Doppel oder gar Driefachläufer sein eigen nennt!
Kommen wir langsam zur Kernfrage: Soll man tatsächlich knapp 110 Mäuse für schöne Bilder, tolle Sounduntermalung und etwa eine Stunde Spielspaß zum Fenster rauswerfen? Natürlich nicht! Es sei denn, Ihr wart in der Spielhalle schon immer von Power-Präsentation à la Don Bluth fasziniert und wollt sowas endlich auch daheim haben. Dann könntet Ihr Euch allerdings auch das Laserdisk-Original und einen Bildplattenspieler samt Amiga-Interface besorgen, womit die Figuren des ehemaligen Disney-Starzeichners noch eindrucksvoller über den Screen flimmern. Nur: Dagegen ist Ready Softs abgespeckte Version wieder ein echtes Sonderangebot, zumal sie sich mit einer "Standard Freundin" und 512K Speicher begnügt. Tja Leute, alles ist relativ. (pb)